5
Jan
2012

Das Feuerwerk wirft seine Schatten

Nun ist es also soweit - das alte Jahr hat seine letzten Tage gezählt und das neue Jahr wurde gebührend begrüßt. Mit Silvester verbindet ein Großteil unserer Gesellschaft nicht nur üppiges Essen, ausgelassenes Feiern und mehr oder weniger dauerhafte Vorsätze, sondern auch ein prunkvolles Feuerwerk.

Klar, auch ich werde immer wieder herrlich sentimental, wenn die kleinen, funkelnden Lichter über den Nachthimmel gleiten und dabei von den bewundernden "Ahh" und "Ohhhh-Rufen" begleitet werden. Nicht umsonst ist es mittlerweile Gang und Gebe, nicht nur an Silvester, sondern auch zu anderen besonderen Anlässen, wie zum Beispiel Hochzeiten, Stadtfesten und Eröffnungsfeiern jeglicher Art ein Feuerwerk zu entzünden.

Aber....


Des einen Freud ist des anderen Leid

Als ich mich vor einigen Tagen, auf der Suche nach einem geeigneten Feuerwerk durch das World Wide Web klickte, stieß ich auf eine Aussage, die mich zum Nachdenken brachte:


"Kinderarbeit in Feuerwerken"

Eigentlich unschön, einen solchen Satz lesen zu müssen, wenn man doch gleichzeitig auf der Suche nach einem gemütlichen und faszinierenden Rahmenprogramm für die anstehende Feierlichkeit ist. Nun gut - da ich ein recht interessierter und neugieriger Bürger bin, klickte ich mich also durch das Internet, um diesbezüglich Informationen zu finden.

Klar war mir von vornherein, dass der Großteil der von uns gekauften Feuerwerkskörpern nicht in Deutschland, ja, nicht einmal in der Europäischen Union, produziert wird. Hier hat uns die Globalisierung längst die Arbeit aus der Hand genommen, weshalb vor allem im asiatischen Raum für den großen Knalleffekt an unserem Himmel gesorgt wird. Kann man es den Vertreibern verdenken? Schließlich können in den Produktionsländern billige Knallkörper gekauft werden, da hier der Lohn der Arbeit, die Sicherheitsstandarts etc. nicht mit den hierzulande geltenden Auflagen verglichen werden kann. Aber Kinderarbeit? Gibt es da nicht so etwas wie eine Kinderrechtskonvention, die eben genau das verhindern soll? Richtig, die gibt es. Diese Konvention trat im Jahre 1990 in Kraft und wurde von fast allen Ländern der Welt unterzeichnet. Von fast allen Ländern? Ja, richtig gelesen - von fast allen Ländern. Die Konvention wurde nämlich nicht von Somalia und den Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnet. Nun gut - darüber möchte ich jetzt nicht viele Worte verlieren. Jedenfalls wurden bei der Verabschiedung dieser Konvention 54 Artikel festgelegt, welche die Rechte der Kinder im Detail definieren sollen. Unter anderem ist hier von dem Recht auf Bildung, dem Recht auf Gesundheit und dem Recht auf Freizeit die Rede.

Eine verabschiedete Konvention ist ja schonmal eine super Sache, aber ist den Kindern dieser Welt denn damit auch wirklich geholfen? Der Sicherheitsrat überprüft die Einhaltung des unterzeichneten Papiers durch das Entgegennehmen der entsprechenden Berichte zur momentanen Situation. Dies geschieht in der Regel alle fünf Jahre. Menschenrechtsorganisationen bemängeln an dieser Methode allerdings, dass mit Hilfe dieser, von den Ländern selbst verfassten Berichte, meist nur ein recht subjektives Bild über die Situation entsteht.

Nun gut, es existieren also zumindest auf dem Blatt gewisse Rechte, die Kinder vor verschiedenen Gefahren schützen sollen. Wie wir alle wissen sieht die Realität allerdings leider viel zu häufig anders aus. Kontrolliert werden laut Aussagen von Experten meist nur die Exportfirmen, also die Firmen, die die Ware zum Verkauf außer Land schaffen. Woher diese Vertreiber jedoch ihre Ware erhalten, ist nur selten transparent. Theoretisch ist es also möglich, dass diese Zulieferfirmen nicht nach dem geltenden Recht handeln. Ich verwende an dieser Stelle das Wort "Theoretisch" durchaus bewusst, da es mir nicht möglich ist, vor Ort zu reisen und mir die dort herrschenden Bedingungen persönlich anzusehen. Mein Glaube in das Gute im Menschen muss jedoch viel zu oft der harten Realität weichen, vor allem wenn es großen und kleinen Firmen darum geht, einen möglichst großen Gewinn zu erzielen und deshalb genau solche Bedingungen in Kauf nehmen. In diesem Zusammenhang geistert mir folgender Satz durch den Kopf:

"Das Angebot wird von der Nachfrage bestimmt"

Klingt eigentlich recht logisch und das, obwohl ich kein studierter BWL`er bin. Wenn also wir als Konsumenten bewusst einkaufen und die uns angebotenen Artikel hinterfragen, so könnten wir nicht nur das Angebot ändern, sondern auch die zuständigen Unternehmen soweit unter Druck setzen, so dass diese für gerechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen Sorge tragen müssten. Die Verantwortung tragen also nicht nur die Firmen, sondern auch wir als Konsumenten. Nur so ein Gedanke....


Vielleicht hilft es aber auch, sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Immerhin geben wir Deutschen jährlich Summen im zweistelligen Millionenbereich für unser buntes Knallvergnügen aus. Wenn uns das Feuerwerk also so viel Geld wert ist, sollten wir auch auf Qualität und Herstellung der Ware achten. Schließlich sind wir diejenigen, die für eine so große Nachfrage verantwortlich sind.

Eine andere Möglichkeit gibt es da allerdings noch:

Back to the roots

Schon unsere Vorfahren, die alten Germanen, wussten, wie man so richtig feiert. Den Übergang in das bevorstehende neue Jahr mussten auch sie, trotz nicht vorhandener Feuerwerkskörper, nicht im Stillen beschreiten. Mit Peitschen und Rasseln liesen sie es so richtig krachen. Bunt wird es auch, wenn wir es den Spaniern Gleich tun und uns zur Silvesternacht rote Unterwäsche anziehen. Peitschend und rasselnd, in roter Unterwäsche durch die Silvesternacht rennen - nicht zuletzt für die Zuschauer ist da der Spaß garantiert...

Spaß beiseite - ich für meinen Teil habe beschlossen, zukünftig auf den Kauf von Feuerwerkskörpern zu verzichten. Feuerwerk hin oder her, Silvester stellt für mich eine gute Gelegenheit da, mit Freunden zusammenzukommen um so gemeinsam das alte Jahr Revue passieren zu lassen. Ein Feuerwerk ist dafür nicht notwendig und wer weiß, vielleicht wird durch den Verzicht die Welt ein klitzekleines Stückchen besser.


Ein Versuch ist es wert....
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